Mit der Ausstellung „Roland Fischer“ startete der Kunstverein Rosenheim die besondere Ausstellungsreihe „Von Rosenheim in die Welt“: Präsentiert werden jährlich ein Künstler oder eine Künstlerin, der oder die in Rosenheim geboren, bzw. aufgewachsen ist und mit seiner Kunst internationales Ansehen erreicht hat. Die Auftaktausstellung ist dem 57-jährigen Fotokünstler Roland Fischer gewidmet. Er hat in Rosenheim seine Kindheit und Schulzeit verbracht. Heute gilt er als eine Schlüsselfigur der deutschen zeitgenössischen Fotokunst. Hauptförderer sind die Sparkassenstiftung Zukunft für die Stadt und die Sparkassenstiftung für den Landkreis Rosenheim. „Gerne förden wir diese neue Ausstellung, die sich mit Architektur beschäftigt, aber auch mit einem wichtigen gesellschatlichen Thema. Denn Kunst wirkt und hat die Kraft, auch in den Köpfen der Betrachter etwas zu bewirken“, sagte Alfons Maierthaler, stellvertretender Vorsitzender beider Sparkassenstiftungen Zukunft, anlässlich der Ausstellungseröffnung am 24. September 2016.
Über die Ausstellung
Fischers Bildmotive waren fast immer ausschließlich Menschen, die er in großformatigen Portraitaufnahmen präsentierte. Seit 1998 erstellt Fischer sogenannte Kollektivportraits, in denen er bis zu tausend Einzelaufnahmen von Personen nach dem seriellen Prinzip der Reihung zu einer Arbeit zusammenfasst. Dabei spielt das Thema der Identität, sei es als persönliche, soziale oder kulturelle Identität eine wichtige Rolle im Schaffen des Künstlers. Bei den Potraitierten handelt es sich stets um Angehörige eines spezifischen Kollektivs, einer Berufsschicht, einer sozialen Gruppe oder Gemeinschaft. Für seine Ausstellung im Kunstverein Rosenheim realisierte Fischer nun ein neues, großformatiges Kollektivporträt: Über mehrere Wochen fotografiert er über tausend Flüchtlinge in den Asylbewerberunterkünften im Raum Rosenheim.
Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignisse will Fischer mit diesem „Kollektivportrait von Flüchtlingen“ die zentralen Fragen nach Identität und Gemeinschaft, die in der gesellschaftspolitischen Debatte zur Diskussion stehen, aufwerfen und künstlerisch verhandeln. Während Flüchtlinge und Migranten primär als abstraktes Kollektiv und unbestimmte Masse wahrgenommen werden, verweist das Kunstprojekt in dem diese Menschen mit ihrem Gesicht und ihrem Namen in den Fokus des Betrachters treten darauf, dass sich dieses Kollektiv aus vielen Individuen mit persönlichen Einzelschicksalen zusammensetzt.
In der Werkgruppe „New Architectures“ widmet sich Fischer emblematischen Gebäuden der modernen und zeitgenössischen Architektur, wie Le Corbusiers Villa Savoye oder Frank Lloyd Wrights Guggenheim Museum, Bauwerke der Architekten Barragan, Mies van der Rohe, Taniguchi, Gehry, Herzog & de Meuron, Siza oder Niemeyer. Die aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommenen Gebaudeansichten verschmilzt Fischer digital so miteinander, dass kubistisch anmutende, neue Bilder der Architekturen entstehen. Die Bedeutung von Roland Fischers Werk liegt nicht im Dargestellten, nicht im Abbild, sondern auf einer anderen Ebene einer „dritten Realität“.
Über den Künstler
Roland Fischer lebt und arbeitet in München und Peking und ist fest in der globalen Welt verankert. Seine Werke thematisieren diese Globalität unserer Zeit. Seine Arbeiten sind Bestandteil zahlreicher internationaler Museen (u. a. Art Museum North Carolina / Nationalbibliothek Paris / München Rück / Museum Moderner Kunst, Strassburg / Pinakothek der Moderne, München / Städt. Galerie im Lenbachhaus München/ Royal Bank of Canada (Minneapolis) und privater Sammlungen und wurden in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt. Retrospektiven widmeten ihm die Pinakothek der Moderne, München (2003), das Museo Domus Artium DA2, Salamanca (2011), das Saarlandmuseum, Saarbrücken (2012) und das Eretz Israel Museum Tel Aviv (2016).
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